Der "BLAUDRUCK"

wurde in die UNESCO Liste des repräsentativen, immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.

Österreich

Joseph und Miriam Koó

Der Name Blaudruck ist nicht ganz richtig, da nicht blau gedruckt, sondern blau gefärbt wird. Mit alten Holzmodeln oder Walzen wird der Papp auf den Stoff aufgetragen und nach dem Färben wieder ausgewaschen. So entsteht ein weißes Muster auf blauen Grund. Uns ist es ein Anliegen, das Handwerk lebendig zu halten, Neues zu probieren, Muster selbst zu entwerfen oder mit Modeschulen und Designer*innen zusammenzuarbeiten. Die Blaudruckerei Koó wurde 1921 von Josefs Großvater gegründet und später von seinen Eltern übernommen. Heute wird sie von Josef und seiner Frau Miriam in dritter Generation geführt. Nach einiger Zeit des Vergessens erlebt die Blaudruckwerkstatt heute eine echte Renaissance.

Österreich

Maria und Karl Wagner

Bei unserem „2-farben Blaudruck“ handelt es sich um eine Technik, die von meinem Vater und Großvater nicht mehr ausgeübt wurde. Auf dem Dachboden fand ich alte Modeln unserer Färberei, mit denen es uns nun möglich ist, diesen „2-farben Blaudruck“ zu produzieren. Wir sind sehr stolz darauf ihn wiederentdeckt zu haben. Blaudruck Wagner in OÖ wird heute in dritter und vierter Generation ausgeführt. Seit 1878 wird mit Holzmodeln und Papp gearbeitet. Die große Druck Model Sammlung der Wagners umfasst bis zu 250 Jahre alte Exemplare. Wie in der Region üblich, wird meist auf Leinen gedruckt.

Colombia

Carolina Agudelo

Kulturen der ganzen Welt haben viele verschiedene Darstellungen um Regen und Wasser zu feiern. Dieses Werk ist eine physische Darstellung von starkem tropischem Regen – vertikal, stark und reichlich. Regen zum Anfassen. In Blau gesättigter Regen. Die Visualisierung dieses kraftvollen und essenziellen Elements gibt Anlass zu einer poetischen Konversation, die von Material und Farbstoff bestimmt wird. Indigo oder Añil (auf Spanisch) ist in Kolumbien fast ausgestorben, und so war dieses Werk der Beginn einer magischen Reise, um diesen blauen Farbstoff wiederzufinden und die uralte Technik zur Gewinnung dieser ätherischen Farbe zu verstehen.


Carolina Agudelo, geboren und aufgewachsen in Bogotá, Kolumbien, ist die Designdirektorin ihres Studios Carolina Agudelo | Surface & Textile. Ihre Forschung konzentriert sich auf Poetik und Materialien. Carolina arbeitet daran, Stücke zu entwerfen, die Rituale, Traditionen und Bräuche bewahren und aufrechterhalten, die von der Vergangenheit bis zum zukünftigen Leben von Menschen und Gesellschaften reichen. Sie ist außerordentliche Professorin an der Designschule der Universidad de los Andes.

Tschechische Repuplik

František Joch

Dieses historische und für die Region typische Muster ist eines der beliebtesten unserer Werkstatt. Es stammt wahrscheinlich aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Der Stoff ist aus 100 % Baumwolle. Die Familienwerkstatt, die auf eine mehr als hundertjährige Tätigkeit zurückblicken kann, arbeitet mit traditionellen regionalen Mustern und einzigartigen Motiven, die von den Künstlern des Zentrums für Volkskunstproduktion (ÚLUV) entworfen wurden. Für seine Blaudruckkunst erhielt František Joch 2004 den Titel „Träger der Volkskunsttradition“.

Deutschland

Elke Schlüter- Bender

Ich habe Baumwollstoffe ausgewählt, die mit verschiedensten alten und auch modernen Mustern bedruckt sind und sich in ihrer Farbintensität voneinander abheben, d.h. unterschiedlich viele Tauchgänge hinter sich haben. So lässt sich zeigen, wie variantenreich das Färben mit Indigo ist. Flankiert wird diese „Mitteltafel“ von jeweils zwei großen Leinenelementen. Sie sind bedruckt mit ganz klassischen Mustern aus dem Münsterland, die zu den beliebtesten in meinem Geschäft zählen. Elke Schlüter-Bender studierte von 1975 bis 1980 Design in Münster. 1981 gründete sie ihre Werkstatt „Blaudruckerei Elke Schlüter“ in Nordhausen und zog 1086 nach Lüdinghausen. Sie organisierte viele Ausstellungen, u.a. „Blau mit weißen Blumen“ und „Ein Blaues Wunder“.

Ungarn

János Sárdi

Indigo gefärbte Baumwoll-Tischdecke, verziert mit handgedruckten weißen und hellblauen Mustern. Die Kreise in diesem Muster weisen auf die Verbundenheit der fünf, für das internationale Immaterielle Kulturerbe der UNESCO einreichenden Länder hin; die kleinen Buchstaben in der Mitte des Musters sind die Initialen der Länder. János Sárdi ist ausgebildeter Chemieingenieur und erlernte das Blaufärben von seinem Vater. Er hat die Blaufärberei seines Vaters in Nagynyárád geerbt und arbeitet nun ebenfalls als Blaufärber. Sárdi verwendet Baumwolle oder Leinen als Ausgangsmaterial und arbeitet mit der in Ungarn weit verbreiteten sogenannten „Reservemethode“.

Jordan

Safi Crafts

Der Stoff aus 100 % natürlicher Baumwolle wurde im „Tie-Dye“ Verfahren gefärbt. Das Werk ist nur ein Beispiel der von den Frauen erworbenen Fertigkeit eine Vielzahl von Mustern herzustellen. Mit den natürlichen blauen Farben des Jordantals wird gleichzeitig das kulturelle Erbe des Jordantals in einen modischen Kontext gesetzt. Die Ghor el Safi Women’s Association for Social Development gründete 1999 die Textilmarke Safi Crafts. Die einheitliche Farbe des Stoffes steht für die Entschlossenheit und die Teamarbeit der Frauen, gemeinsam den Anbau von Indigo in Jordanien wieder einzuführen und unverwechselbares, hochwertiges und umweltfreundliches Kunsthandwerk herzustellen.

Nigeria

Nike Okundaye

„Adire Eleko“ ist ein spezielles Handwerk, das um 1910 entstand und nur im Yorubaland im Südwesten Nigerias zu finden ist. Es wird traditionell von Frauen ausgeübt, die die Stoffe entwerfen und färben. Das traditionelle „Adire Eleko“ besteht aus Mustern, die durch das Auftragen einer aus Maniokmehl hergestellten Stärkepaste entstehen. Diese Stärke verhindert, dass der Farbstoff durch den Stoff dringt. Nike Davies-Okundaye ist eine afrikanische Künstlerin, die mit ihren detailreichen und fesselnden Batikbildern die widersprüchlichen Ansichten ihrer Gesellschaft gegenüber Frauen aufzeigt. Um einige der sozialen Benachteiligungen von Frauen in ihrem Teil Afrikas auszugleichen hat Nike vier Kunstzentren eingerichtet, in denen angehende Künstler nach einem Lehrlingsmodell ausgebildet werden.

Slowakei

Peter Trnka

Ich habe dieses Muster aus dem Púchovská-Tal aus sentimentalen Gründen gewählt. Das Pflanzenornament wurde in der Zariečie-Werkstatt verwendet, vom Vorgänger der Werkstatt in Púchov, die 110 Jahre lang ununterbrochen in Betrieb war. Es ist eines meiner Lieblingsornamente, ich drucke gerne damit und meine Kunden mögen dieses Ornament sehr. Peter Trnka führt die Tradition der Blaudruckherstellung bereits in fünfter Generation fort. Er baute seine eigene Werkstatt in Ivanka pri Dunaji, wo er seit 2010 mit technologischen Verfahren und neuen Designs experimentiert. In der Werkstatt werden derzeit Blaudruckstoffe, Tischdecken, Vorhänge, Bettbezüge und andere Produkte hergestellt.

Estland

Õnne Uus

In den letzten 10 Jahren wurde die Tradition des Handblockdrucks, die vor 150 Jahren in Kolkja am Peipsi-See blühte, wiederbelebt. Bildlich gesprochen hat das Eis begonnen, sich zu bewegen, wie die berühmten Eishaufen des Sees im Frühling. Die auf 100 % Leinen und mit handgefertigten Druckstöcken bedruckten Muster sind von ethnografischen Fäustlings- und Gürtelmustern inspiriert. Õnne Uus ist Handwerksmeisterin und Dozentin für Kunsthandwerk. Sie hat im Peipsimaa Visitor Centre in Estland Workshops zum Thema Resist-Blockdruck und Indigo-Färben veranstaltet.